PHYSIO-WISSEN
Seit einiger Zeit hört man in den Medien sehr viel über Faszien und das Faszientraining. Doch was steckt dahinter?
In diesem Artikel erfahren sie was Faszien sind, wie sie unserer Bewegungen beeinflussen, wie das Faszientraining wirkt und wie man seine Faszien selber testen kann.
Was genau sind Faszien?
Um zu verstehen wie Faszien aufgebaut sind, stellen wir uns folgendes Bild vor: Eine Zitrusfrucht in Ihrem Querschnitt.
Hier sehen wir das Fruchtfleisch, vergleichbar mit unseren Muskelfasern. Dieses Fruchtfleisch ist in Kammern angeordnet und wird durch eine weiße dünne und sehr zähe Struktur in Form gehalten. Diese Struktur ist vergleichbar mit den Faszien, die die Muskeln und Organe umhüllt und in Form und Position halten. Eine andere Bezeichnung für Faszien ist Bindegewebe.
Es wird in sechs verschiedene Typen unterschieden:
Lockeres, faseriges Bindegewebe, enthalt viel Flüssigkeit (Grundsubstanz) und Bindegewebszellen wie Kollagen und Elastin. Das zarte, weitmaschige Netz füllt Zwischenräume wie beispielsweise den Bauchraum aus und schütz, polstert und stabilisiert somit die inneren Organe
Elastisches Bindegewebe hat einen höheren Anteil an Elastin. Dieser Typ befindet sich um Organe wie etwa die Blase, die häufig gedehnt werden.
Parallelfaseriges, straffes Bindegewebe hat einen hohen Anteil an Kollagen und bildet beispielsweise Bänder und Sehnen.
Unregelmäßiges Bindegewebe hat wenig Grundsubstanz und hauptsächlich Kollagenbündel. Sie können viel Dehnung und Zug aushalten, da die Fasern in alle Zugrichtungen ausgerichtet sind. Ein Beispiel für das unregelmäßige Bindegewebe ist die Hirnhaut
Retikuläres Bindegewebe kann sehr dünne Fasern bilden und ist an der Milz und verheilenden Narben zu finden.
Spezielles Bindegewebe wie Fettgewebe enthält wenig Grundsubstanz und Kollagen, Fettzellen sind von Elastin umgeben
Wie wirken sich Faszien auf unsere Bewegungen aus?
Bindegewebe ist im Bewegungsapparat von hoher Bedeutung. Wie schon erwähnt sind die Muskeln vom Faszien umhüllt, aber nicht nur das, sondern jede einzelne Faser ist von Faszien umschlossen. Das ein Muskel reibungslos arbeiten kann wird durch die Faszien gewährleistet. Die Faszien leitet die Kraft der Muskelfaser weiter und machen die Muskelfaserbündel gleitfähig. Wichtig hierbei sind auch die Sehnen, die den Muskel mit dem Knochen verbindet. Durch diese Verbindung von Muskeln -Faszien – Knochen werden mehrere Körpereile miteinander verbunden. Dadurch entstehen ganze Faszienlinien die vom Kopf bis Fuß verlaufen. Die Anzahl der Sensoren, die Informationen über Lage, Druck, Spannung, Schmerz und Bewegung übermitteln, sind in den Faszien deutlich höher als in der Muskulatur. Die Faszien tragen demzufolge einen entscheidenden Beitrag zur Körperwahrnehmung bei.
Was bewirkt ein Training der Faszien?
Das Training der Faszien bedeutet grob gesagt, dass die Faszien nicht verkleben. Wie im vorherigen Absatz beschrieben sorgen sie für eine reibungslose Muskelarbeit und Kraftübertragung. Diese Arbeit wird durch verklebte Faszien gestört und kann zu Steifigkeit führen. Bei Rückenschmerzpatienten wurden beispielsweise verfilzte Faszien im Bereich der Lendenwirbelsäule festgestellt.
Ein verfilztes Fasziengewebe ist eine Alterserscheinung, dies äußert sich indem die netzartige Struktur chaotischer wird. Da im Alter die produzierten Kollagenfasern nur langsamer ausgetauscht werden, ist das Gewebe nicht mehr so dynamisch wie in jungen Jahren. Ausserdem bestehen die Struktur aus wesentlich weniger Wasser. Diesem Prozess kann durch gezieltes Training, also gezielten Reizen für die Faszien, entgegengewirkt werden.
Die vier Säulen des Faszientraining bestehen aus:
Dehnen, dies verbessert die mechanischen Eigenschaften der Faszie
Federn, erhöht die elastische Speicherkapazität der Faszie
Beleben, fördert die Regeneration der Faszie durch Flüssigkeitsaustausch. Dies wird durch eine Selbstmassage eingeleitet, hierfür kommen Faszienrollen oder -bälle zum Einsatz
Spüren, regt den Bewegungssinn an. Hier wird mit gezielten Bewegungen gearbeitet die angesteuert und nachgespürt werden sollen.
Wie kann ich meine Faszien testen?
Wie schon erwähnt gibt es Faszienlinien die vom Kopf bis zu den Füßen verlaufen. Ein Beispiel für eine Faszienlinie ist die oberflächige Rückenlinie. Um diese zu testen versucht man mit den Händen zum Boden zu kommen. Die Knie bleiben dabei gestreckt. Normalerweise sollten die Finger den Boden berühren. Je unbeweglicher man ist desto größer ist der Abstand zum Boden.
Weitere Beispiele, wie man Faszien trainieren und testen kann und was man über die einzelnen Linien wissen sollten, erfahren sie diesen Monat auf unserer Facebookseite.
Viel Freude beim Lesen und ausprobieren!
Quellenangaben:
Schleip: Faszienfitness, Vital, elastisch,dynamisch im Alltag und Sport. 7.Auflage, München: riva, 2016
Myers: Anatomie Trains. 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2015F
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